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(Presseausendung, Februar 2004) 

Feministische - gendersensible Forschung und Frauenpraxis in Vorarlberg
Klausurfachtagung des Vorarlberger Frauenrates
16. Jänner 2004, 12:00 – 18:30 Uhr, Akademie für Sozialarbeit, Bregenz, Kirchstraße 38


Erstmals in Vorarlberg wurde dem Thema „Feministische – gendersensible Forschung und Frauenpraxis in Vorarlberg“ aus der Sicht von Frauen Bedeutung und Raum gegeben. Als einziges Bundesland ohne Präsenz-Universität haben wir durch die  Entfernung zu „Gender Studies“ und anderen aktuellen Diskussionen großen Nachholbedarf geortet.
 
Gesetzte Ziele wurden erreicht
Im Rahmen der Klausurfachtagung wurde der erste Schritt zur Aufbereitung des Themas feministische – gendersensible Wissenschaft und Praxis in Vorarlberg gesetzt und die Diskussion für Wissenschafterinnen und Praktikerinnen eröffnet. Dabei hatte die Förderung der Vernetzung und Verbindung einen hohen Stellenwert.
 
Inputs: Aktuelle Situation in Vorarlberg und Gratwanderung am Beispiel Gender Mainstreaming
In den Inputs wurde von Renate Fleisch zum Einen eine erste Skizze über die Situation feministischer-gendersensibler Forschung und Frauenpraxis in Vorarlberg über drei verschiedene Zugänge erstellt: Welche Organisierungsformen gibt es für Forscherinnen/ Wissenschafterinnen und für Praktikerinnen, aktuell und in der jüngsten Zeit? Welche Überlegungen gibt es aus dem gerade abgeschlossenen und daher aktuellen Forschungsprojekt des Verbands feministischer Wissenschafterinnen zum Klausurthema? Was sagen die Statements von Fachfrauen in Vorarlberg in Form von Textbeiträgen zu den Fragen: Was brauchen Wissenschafterinnen/Forscherinnen von Anwenderinnen? Was brauchen Frauen in der Praxis von Wissenschafterinnen/ Forscherinnen?
 
Eine völlige Leerstelle ergab sich zur Verortung der Einzelforscherinnen/ Wissenschafterinnen in V., hier könnte eine erste Erhebung erstellt werden.
 
Zum zweiten wurde von Marietta Schneider anhand des konkreten Beispiels „Gender Mainstreaming“ die Gratwanderung für feministische Theorie und Praxis aufgezeigt.
 
Erste Ergebnisse: Erfahrungen, Bedürfnisse und Wünsche anhand von 6 Schwerpunkten formuliert
 
1. Großer Forschungsbedarf wurde formuliert

In den Statements der Fachfrauen - wir haben ca. 26 Fachfrauen angefragt, 7 Beiträge sind tatsächlich bei uns angekommen -  wurde großer Forschungsbedarf formuliert, so dass bereits eine lange Liste von Themen vorliegt. Die Bandbreite reicht von geschlechtsspezifischer Pädagogik für Mädchen in der Hauptschule über die Wirkungen ungerechter Sprache auf Frauen und Mädchen, Frauenarmutsbericht, Folgekosten des traditionellen Frauenbildes bis zu den Hauptproblemen türkischer Heiratsmigrantinnen. Die Liste ergänzt sich noch mit den Ergebnissen der Arbeitsgruppen der Klausurtagung, z. B.: Mädchen in technischen Berufen, Frauen-Lesben – wie kann lesbisches Leben als gleichwertige Lebensform sichtbar gemacht und anerkannt werden? Berufliche Perspektiven für Mädchen aus sozial benachteiligtem Umfeld, etc.
 
2. Einrichtung einer unabhängigen Forschungskoordinationsstelle
Gewünscht wurde eine unabhängige Forschungskoordinationsstelle zum
Aufbau von Strukturen, die eine Verbindung zwischen Praktikerinnen und Wissenschafterinnen herstellen und damit Kooperationen zwischen Praxisfrauen, Studentinnen, Forscherinnen und Lehrenden ermöglichen.
Außerdem soll der Transfer von Wissen aus Studien, Forschungen in die Praxis und  umgekehrt Erkenntnisse oder Probleme, die in der Praxis sich zeigen (Wie kommt Projekterfahrung in Theorie?) … ebenso umgekehrt der Transfer von Erkenntnissen aus der Praxis in die Theorie ermöglicht werden.
 
3. Weiterbildungsmöglichkeiten für Arbeitnehmerinnen
Mehr Weiterbildungsmöglichkeiten für Arbeitnehmerinnen, z. B. auch Teilnahme an Fachgruppen als Arbeitszeit, verstärkte Verknüpfung Forschung mit Praxis auch für/bei Diplomarbeiten an den Fachhochschulen, Universitäten, Akademien etc.
Die unabdingbare Wechselwirkung von Theorie und Praxis muss auch im Arbeitsalltag der Praktikerinnen berücksichtigt werden: Weiterbildung und Teilnahme an Fachgruppen in der Arbeitszeit sind wichtige Elemente dafür.
 
4. Orte für den Austausch feministischer Theorien: Vorträge, Seminare feministischer Wissenschafterinnen
Mehr Vorträge, Seminare feministischer Wissenschafterinnen und Bündelung des Angebots in Vorarlberg sollen die Präsenz der wissenschaftlichen Entwicklung verstärken. Eventuell könnte durch verstärkte Kooperationen der Veranstalterinnen die Bildungsqualität in diesem Bereich systematisch erhöht werden.
 
5. Modelle für die Einbeziehung junger Frauen
Fragestellungen für Diplomandinnen könnten gesammelt und bereitgestellt werden.
Durch kontinuierliche Zusammenarbeit in Einrichtungen, Bildungsstätten und  Projekten mit jungen Frauen, Studentinnen, Diplomandinnen, Lehrlingen sollte der inhaltliche und diskursive Austausch zwischen den Generationen gefördert werden. 
 
6. Wichtige Themen wie „Integration“ und „Diversity“ (wie z.B. Verschiedenheiten ethnischer Herkünfte, sexueller Orientierung u.a.) forcieren.
Die Möglichkeiten und Bedingungen für Migrantinnen, Lesben, Transgender  etc. im Raum Vorarlberg müssen umfangreicher und differenzierter als bisher beforscht werden, um die sich daraus notwendig ergebenden Umgestaltungen auch in der Region voranbringen zu können.
 
Diese Ergebnisse der Tagung werden in die Konzeption eines zum gleichen Themenfeld für Herbst 2004 geplanten Symposiums einfließen.

 
Verband feministischer Wissenschafterinnen: Drin Renate Fleisch (Bundeslandkontaktfrau)                        
Vorarlberger Frauenrat
: Mag.a Martha Müller (Vorsitzende)
 
Februar 2004
 
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