Sie selbst umreisst das Kapitel folgendermaßen: “This chapter explores the meaning of Jewish ethnic identity in a period when Jews were assigned to the not-fully-white side of the racial spectrum. The first part argues that one of several coexisting forms of Jewish identity, namely Jewish socialism, was hegemonic in New York City’s turn-of-the-century immigrant Jewish communities. The second part homes in on those communities’ constructipns of Jewish women of my grandmothers’ generation, especially about the ways they differed from dominant white ideals. How were my fairly apolitical grandmothers connected as women and as Jews to a progressive, Jewish working-class culture? What was my political inheritance from this culture?”
15. Oktober 2018
Reynaldo Anderson: “Afrofuturism 2.0 and the Black Speculative Arts Movement: NOTES ON A MANIFESTO” .
Wir kreisen also nochmals um das Thema des Afrofuturismus, sind nun jedoch bei Version 2.0 angelangt. Allerdings gibt Anderson in dem Text einen ausgezeichneten Überblick über alles, was bisher geschah. Das Black Speculative Arts Movement bezeichnet er in einem Interview als Palette von Künstler*innen, Intellektuellen und Aktivist*nnen, die sich bei Conventions treffen sowie als Sammelbegriff, der verschiedenen Positionen einbezieht: Magischen Realismus, Afrofuturismus, Schwarze Science Fiction, black quantum futurism, Afro-Surrealismus, Ethnographie. Welche*r sich einen (ästhetischen) Eindruck verschaffen mag, hier der Link zur Homepage: https://www.bsam-art.com/
03. September 2018
Sam McBeam, “feminism and futurity: revisiting Marge Piercy’s Woman on the Edge of Time”
(Feminist Review 107, 2014, 37-56)
Der für feministische Bewegungen in vielerlei Hinsicht so wichtige Roman Woman on the Edge of Time (New York: Alfred A. Knopf, 1976; aus dem Englischen neu bearbeitet von Karsta Frank auf Grundlage der Übersetzung von Norbert Werner & Hertha Zidek, Die Frau am Abgrund der Zeit, Berlin, Hamburg: Argument, 1996 ) von Marge Piercy wird meist als Meilenstein der utopischen Literatur gelesen. Sam McBeam konzentriert sich in ihrer Lektüre jedoch nicht auf die Frage nach der Utopie oder dem Verhältnis zur feministischen Theorie, sondern auf aktuelle feministische Debatten um Zeitlichkeit und Zukünftigkeit. Dabei geht es gerade auch um das Verhältnis der Zukunft zur Vergangenheit. Die Zukunft, so McBeam, wird in Woman on the Edge of Time durch Themen wie Verlust, Trauer sowie Verfolgung durch die Vergangenheit dargestellt. Damit verweigere sich der Roman einem linearen Zeitmodell und stelle vielmehr eine komplexe Verbindung zwischen Zukunft und Vergangenheit her. Er repräsentiere daher eine Form feministischer Zukünftigkeit, die das zeitliche Voranschreiten als notwendig holprig, diskontinuierlich und fragmentiert begreift. Die Lektüre von Woman on the Edge of Time ist ein unbedingter Gewinn, aber keine Voraussetzung zum Verständnis von McBeams Text.
09. August 2018
Melanie Kaye/Kantrowitz: “Are Jews White?”
In: The Colors of Jews. Racial Politics and Radical Diasporism. Bloomington: Indiana UP, 2007, 1-32
2. Juli 2018
Patricia Melzer, “The Alien in Us: Metaphors of Transgression in the Work of Octavia E. Butler’”
Melzer diskutiert die Werke von Octavia Butler im Kontext postmoderner feministischer Theorien, die sich mit der Auflösung und Transgression von Grenzen befassen. Sie untersucht, wie sich die politische Neukonzeptualisierung von Differenz in Butlers Fiktionen in der Interaktion menschlicher Protagonist*innen mit Aliens und anderen nicht-menschlichen Protagonisti*nnen spiegeIt und wie diese Interaktionen die Opposition Differenz und Identität destabilisieren. Melzer geht es in ihrer Textanalyse darum, den Beitrag von Butlers Fiktionen (vor allem der Xenogenesis-Trilogie, Kindred und der Patternist/Musternisten-Serie) zu feministischen Diskussionen über Machtverhältnisse und Differenz zu beleuchten: nämlich Butlers Prinzip der (kulturellen und körperlichen) Grenzüberschreitung als Widerstand gegen Kolonisierung und Herrschaft. Dabei arbeitet sie die zentralen Metaphern heraus, die Butler für ihre Untersuchung von Identität und Differenz verwendet: Außerirdische, Mensch-Alien-Hybride und menschliche Mutanti*nnen, welche Kategorien wie ‘Mensch’ in Frage stellen und konkrete Alternativen anbieten, feministische Subjekte zu imaginieren.
Die Lektüre von Octavia Butlers Werken ist zweifellos nicht nur sehr spannend, sondern auch bereichernd, sie stellt jedoch keine Voraussetzung dar, um Melzers Text folgen zu können. Falls welche möchten und keinen ganzen Roman (ganz zu schweigen von einer Trilogie) lesen können oder wollen, empfehlen wir die Kurzgeschichten “Bloodchild” und “The Evening, the morning, the night, and after”.
4. Juni 2018
Sherryl Vint, „Becoming Other: Animals, Kinship, and Butler’s ‚Clay’s Ark'“
Sherryl Vint untersucht in ihrer Lektüre des Romans Clay’s Ark (1984; bislang leider nicht übersetzter Teil der Patternmaster/Musternisten-Reihe) der Pionierin* afrofuturistischer Science Fiction Octavia Butler, wie die Grenze dessen, was als Mensch oder menschlich gilt im Verhältnis zum Tierischen gezogen wird sowie die Überschneidungen der Mensch/Tier-Grenzziehung mit dem Othering. Butlers Werke, so Vint, hinterfrage die Vorstellung kategorischer Ausschlüsse, wie sie implizit in der Unterscheidung zwischen Mensch und Tier enthalten sind. Auf diese Weise gelinge es ihr, die Logik von Diskriminierung herauszuforden und nicht ’nur‘ bestimmte Formen von Diskriminierung als sexistisch, rassistisch … herauszustellen. Clay’s Ark, in dem ein Virus Menschen scheinbar in Mensch-Tier-Hybride transformiert, untersucht Vint mithilfe Deleuze‘ and Guattaris Modell von Subjektivität als eine Repräsentation des Tier(isch) Werdens. Butler entwerfe so eine neue Form von Subjektivität:
„This novel examines a new way of being human, a new kind of subjectivity that is constituted precisely via a new sense of kinship with our animal others. Butler interrogates the boundary between humans and animals, aware of how this boundary has been historically deployed against some homo sapiens, and she provides a new kind of hybrid human subjectivity as a vision of how we might begin to rethink our ethical and political structures in this age of biopolitics, suggesting a new model not constructed via the separation of human and animal.“
Während die Lektüre von Clay’s Ark ohne Zweifel bereichernd ist, stellt sie keine Voraussetzung dar, um Vints Text folgen zu können.
7. Mai 2018
Tiffany Barber, “ Cyborg Grammar? Reading Wangechi Mutu’s Non je ne regrette rien through Kindred“ aus dem Sammelband Afrofuturism 2.0. The Rise of Astro-Blackness (Hg. von Reynaldo Anderson und Charles E. Jones. Lanham, New York: Lexington Books, 2016, 23-44).
Tiffany Barber analysiert die Collage Non je ne regrette rien der Künstlerin* Wangechi Mutu gemeinsam mit dem Roman Kindred von Octavia Butler in Hinblick auf die Einschreibung von Differenz in Schwarze weibliche Körper. Beide verhandeln Cyborg-Themen und verwenden Elemente der Science Fiction und Fantasy als Methode, Vergangenheiten, Gegenwarten und vor allem alternative, wenn auch nicht notwendig erlösende Zukünfte vorzustellen. Collage wie Roman stellen fragmentierte Schwarze weibliche Subjektivität und Körper dar und eben hier liegt Barbers Interesse. Sie untersucht Nutzen und Grenzen der Darstellung von Fragmentierung in Bezug auf Rassisierung, Geschlecht und Sexualität. Dabei wirft sie unter anderem folgende Fragen auf:
What about black female subjectivity requires a futurist context?
What are the generative possibilities for black female bodies historically represented as quintessentially other, abject, and alien?
What is at stake in privileging a project that ultimately produces dismembered black female bodies?
Im Text findet sich leider nur eine Schwarz-Weiß-Reproduktion von Non je ne regrette rien. Aus diesem Grund wollen wir gemeinsam eine farbige Reproduktion sowie weitere Werke von Wangechi Mutu betrachten, wenn wir Tiffany Barbers Text diskutieren.
23. März 2018
Auf die Ausnahme folgt die Ausnahme: Nachdem wir beim letzten Theoriekränzchen angeregt nicht über einen Theorietext, sondern über Octavia Butlers SF-Roman Kindred – Verbunden (1979) und dessen 2016 bei w_orten & meer erschienenen Neuübersetzung von Mirjam Nuenning diskutiert haben, lesen wir dieses Mal nicht nur einen Text, sondern sehen auch einen Film. Inhaltlich bleiben wir quasi beim Thema, gilt Octavia Butler doch u.a. als eine der Vertreteri*nnen eines Afrofuturism. In Kindred allerdings beschäftigt sich Butler mit der Vergangenheit der Sklaverei sowie deren Folgen für die Gegenwart.
Nun also wollen wir uns der Gegenwart und der Zukunft zuwenden, nicht irgendeiner, sondern den „Verschränkungen von Technokultur und Schwarzen diasporischen Geschichten“ beziehungsweise „African American voices with other stories to tell about culture, technology and things to come“, wie Alondra Nelson, eine wichtige Vertreterin* den Afrofuturism beschreibt. Zu diesem Zweck lesen wir den einführenden Text von Alondra Nelson, Future Texts zu der von ihr herausgegebenen Ausgabe von Social Text (71, Vol. 20, No. 2, Summer 2002) zum Thema.
Außerdem sehen wir uns gemeinsam John Akomfrahs The Last Angel of History an, eine Mischung aus Doku und Fiktion aus dem Jahr 1996, in der er sich mit Afrofuturismus beschäftigt. Ein fiktiver Datendieb reist durch Raum und Zeit, dabei interviewt er u.a. George Clinton, Samuel R. Delany, Nichelle Nichols, DJ Spooky, Ishmael Reed, Greg Tate und Kodwo Eshun und verfolgt dabei die Verbindungen zwischen Musik, (Welt)Raum, Futurologie und Diaspora.
19. Feber 2018
Octavia Butler: Kindred – Verbunden (1979), das 2016 in neuer Übersetzung von Mirjam Nuenning und mit einem Vorwort von der Übersetzerin und Sharon Dodua Otoo bei w_orten & meer erschienen ist.
Wir diskutierten ausnahmsweise keinen Theorietext, sondern einen Roman: Dana, die Hauptfigur in Kindred, ist eine junge, frisch verheiratete Schriftstellerin*, die im Jahr 1976 in Kalifornien lebt, als sie unversehens in ein Zeitloch gezogen wird. Sie findet sich im 19. Jahrhundert auf einer Plantage in den Südstaaten wieder, wo sie den kleinen Jungen Rufus vor dem Ertrinken rettet. In den nächsten Wochen wiederholen sich diese unerklärlichen Zeitreisen immer häufiger, in denen sie jedes Mal Rufus Leben rettet, einmal nimmt sie sogar ihren Ehemann mit. Darüber hinaus denen sich die Zeiträume, die sie in der Vergangenheit der Sklaverei verbringt, immer weiter aus. Auf diese Weise erlebt Dana das System der Sklaverei am eigenen Leib – ein Kunstgriff, mittels dessen Butler zeigt, wie die Sklaverei die Gegenwart heimsucht und in ihr fortwirkt. „Eindringlich wie mitreißend“, so der Verlag, „schildert Octavia E. Butler in »Kindred – Verbunden« die Geschichte von Dana und reflektiert darin die vielschichtigen Verbindungen von Rassismus und Sexismus in Vergangenheit und Gegenwart.
Neben Butlers bahnbrechenden Roman möchten wir auch über die Übersetzung diskutieren. Denn w_orten & meer versteht sich als Verlag für antidiskriminierendes Verhalten. Insofern sind wir sehr gespannt auf die Sprachformen, die die Übersetzerin* Mirjam Nuenning gefunden hat, um diesen Roman ins Deutsche zu übertragen.
15. Jänner 2018
Trinh T. Minh-ha Elsewhere, Within Here (London, N.Y., 2011 bzw. Wien, Berlin, 2017).)
Wir starten ins neue Jahr mit den wundervoll poetischen, dabei theoretisch brillanten Texten Trinh T. Minh-has, nämlich „Foreignness and the New Color of Fear“ (dt. von Kathrina Menke „Fremdheit und der neue Farbton der Angst“), in dem sie u.a. über das „Mauer-Ereignis“ spricht. Und „Other Than Myself, My Other Self“ (ebenfalls dt. von Kathrina Menke „Anders als mein Selbst, mein anderes Selbst“), an dem uns vor allem die Darstellung von Verhältnissen zwischen Selbst und ‚Anderen‘ interessiert.
27. November 2017
Marianne Pieper: “Assemblagen von Rassismus und Ableism. Selektive Inklusion und die Fluchtlinien affektiver Politiken in emergenten Assoziationen” (movements | Jg. 2, Heft 1/2016 |) Piepers Analyse von Verschränkungen von Rassismus und Ableismbasiert auf einem ethnografischen Forschungsprojekt über den Arbeitsmarktzugang von rassistisch und als behindert markierten Menschen in Deutschland. Sie skizziert zunächst ihre theoretische Positionierung zum Rassismus und beschreibt dann auf der Basis von Analyseergebnissen, wie sich Rassismus und Ableism in Grenzziehungspolitiken in einer Orientierung an ökonomischer Verwertbarkeit von Körpern verkoppeln: “Dies betrifft z.B. Personen, die im Zuge ihres Migrationsprozesses im Überqueren territorialer Grenzen den Subjektstatus ‚traumatisierte Asylbewerber_innen‘ erhalten, aus dem sowohl Schutzrechte als auch Limitierungen im Zugang zu Rechten und zum Arbeitsmarkt resultieren.”
Pieper schlägt für diese Forschung, die aktuelle Erscheinungsformen von Rassismus und Ableism wie auch die Komplexität des umkämpften Feldes in den Blick nehmen will, ohne die untersuchten Subjekte ausschließlich als ‘Opfer’ oder ‘autonome Akteuer*innen’ zu begreifen, eine Analytik des Werdens vor: “Mit dem analytischen Format des „agencements“ (Deleuze/Guattari 1992) bzw. der Assemblage beschreibe ich eine Forschungsperspektivierung, mit der es gelingt, die ephemeren Prozesse der Transformation bzw. eines Werdens in den Blick zu nehmen. In einem letzten Schritt diskutiere ich das Zusammenspiel der multiplen Grenzziehungen von Rassismus und Ableism mit der produktiven Kraft des Affizierens, der Fürsorge und der Herstellung eines Gemeinsamen. In den Assemblagen des Rassismus bilden sie das Movens von Fluchtlinien der Deterritorialisierung bestehender Verhältnisse.”
23. Oktober 2017
Jasbir Puar: Bodies with New Organs. Becoming Trans, Becoming Disabled (von Social Text 124, Vol. 33, No. 3 / September 2015, 45-73), ein Text, in dem Puar das Verhältnis der Kategorien „trans“ und „Behinderung“ zueinander betrachtet und danach fragt, wie eine gemeinsame Politik aussehen könnte und welche Rolle Theorien der Assemblage dabei spielen. Für ihre Argumentation konzentriert sie sich auf drei Aspekte: den rechtliche Apparat, der Trans* und ‚Behinderung‘ als einander ausschließend fasst und die Aufrechthaltung eines normativen Geschlechts für den ‚Behinderten‘-Status verlangt, die Felder der Trans Studies und der Disability Studies, die sich um bestimmte als außergewöhnlich beschriebene Figuren drehen, sowie auf Prioritäten politischer Organisierung.
Puar schlägt eine andere Verbindung zwischen Disability und trans vor, “trans werden,” die Diskurse um ‚Behinderung‘, trans*, Rassisierung und (Inter)Spezies miteinander verknüpft, um Grenzen durch die Kraft ontologischer Vielheit durchlässig zu machen: „What kinds of assemblages appear that might refuse to isolate trans as one kind of specific or singular variant of disability and disability as one kind of singular variant of trans? What kind of political and scholarly alliances might potentiate when each takes up and acknowledges the inhabitations and the more generalized conditions of the other, creating genealogies that read both as implicated within the same assemblages of power?“
26. Juli 2017
Gayle S. Rubin, Deviations: A Gayle Rubin Reader (Duke University Press 2011) [Kapitel “Thinking sex: notes for a radical theory of the politics of sexuality” (1984) und Kapitel “Afterword to “Thinking sex: notes for a radical theory of the politics of sexuality”” (1993).] Eine Kurzbeschreibung des Buches findet sich hier: https://www.dukeupress.edu/deviations
10. Mai 2017
bell hooks, Outlaw Culture. Resisting representations (New York/London: Routledge, 1994) [Kapitel 1 „Power to the pussy“ 9-26, Kapitel 6 „Talking sex“ 85-95 und Kapitel 20 „Love as practice of freedom“ 289-298]
22. März 2017
bell hooks, Outlaw Culture. Resisting representations (New York/London: Routledge, 1994) [Einleitung 1-8, Kapitel 13 „Spending culture – Marketing the black underclass“ 169-179 und Kapitel 15 „Seeing and making culture – Representing the poor” 193-201]
According to the Washington Post, no one who cares about contemporary African-American cultures can ignore bell hooks electrifying feminist explorations. Targeting cultural icons as diverse as Madonna and Spike Lee, Outlaw Culture presents a collection of essays that…
25. Jänner 2017
Rosalind Gill, „Postfeminist Media Culture – Elements of a Sensibility“ (European journal of cultural studies, 2007; 10; 147-166)
The notion of postfeminism has become one of the most important in the lexicon of feminist cultural an alysis. Yet there is little agreement about what postfeminism is. This article argues that postfeminism is best understood as a distinctive sensibility, made up of a number of interrelated themes. These include the notion that femininity is a bodily property; the shift from objectification to subjectification; an emphasis upon self-surveillance, monitoring and self-discipline; a focus on individualism, choice and empowerment; the dominance of a makeover paradigm; and a resurgence of ideas about natural sexual difference. Each of these is explored in some detail, with examples from contemporary Anglo-American media. It is precisely the patterned articulation of these ideas that constitutes a postfeminist sensibility. The article concludes with a discussion of the connection between this sensibility and contemporary neoliberalism.
21. Dezember 2016
Ulrika Dahl, „(Re)figuring Femme Fashion“ (In: Lambda Nordica 2009. Vol. 14, no 3-4, 43-77)
Die schwedische Kulturanthropologin* Ulrika Dahl ist manchen vielleicht bekannt durch ihr gemeinsam mit d* Fotograf* Del LaGrace Volcano publiziertes Buch Femmes of power: exploding queer femininities (Serpent’s Tail, 2008). In ihrem furiosen und eloquenten Essay “Femme Fashion” schlägt sie vor, Femme analog eines Becoming als ein Fashioning, als endlosen und niemals vollständigen Prozess zu verstehen: “Unable to fashion an outfit or an article without the technologies that make me in the flesh and in writing, with fashion I am endlessly becoming femme, becoming subject, becoming writer; a queerly feminine body of flesh and knowledge.”
9. November 2016
José Esteban Muñoz, Cruising Utopia: The Then and There of Queer Futurity (New York/London: N.Y. Universtity Press, 2009, 1-32)
Wir diskutierten die Einleitung („Feeling Utopia“) und das erste Kapitel ( „Utopian Hermeneutics in the Face of Gay Pragmatism“) aus José Esteban Muñoz’ Cruising Utopia. Dabei geht es nicht um die Frage nach einem anderen Ort, sondern vielmehr um ein utopisches Potenzial, um etwas, das gegenwärtig ist, aber (noch) nicht tatsächlich existiert. Hierfür unterzieht Muñoz u.a. Ernst Bloch einer Relektüre.
6. Juli 2016
Octavia Butler, „Bloodchild“ (1984, Isaac Asimov’s Science Fiction)
Wir diskutierten ausnahmsweise keinen theoretischen, sondern einen literarischen Text: die Kurzgeschichte “Bloodchild” von Octavia Butler. Die mit dem Hugo und dem Nebula Award ausgezeichnete Geschichte wurde bereits 1984 in Isaac Asimov’s Science Fiction veröffentlicht. Die Menschen sind aufgrund der Katastrophen auf der Erde auf einen anderen Planeten geflüchtet. Die dort ansässige Spezies kann ihre eigenen Nachkommen nicht austragen, aus diesem Grund pflanzen die Tlic sich gemeinsam mit den männlichen Erdlingen fort. Butler verfolgt hier also die Ideen der männlichen Schwangerschaft sowie der Interspezies-Intimität und Fortpflanzung.
18. Mai 2016
Margaret Grebowicz und Helen Merricks, Beyond the Cyborg: Adventures with Donna Haraway (N.Y.: Columbia University Press 2013) [Kapitel “Stories”, 112-136]
Die Autorinnen* untersuchen in dem Kapitel, das wir diskutierten, welche Funktion Science Fiction in den Texten von Donna Haraway erfüllt, in welcher Weise gerade feministische Science Fiction bei Haraway als kritisches Werkzeug und als imaginäre Ressource zum Einsatz kommt, um ein anderes Nachdenken über (Natur)Wissenschaften und Naturkulturen zu ermöglichen. Wir versprechen uns von der Lektüre, Erkenntnisse zu Haraways Arbeiten im Speziellen und Anregungen für ein Nachdenken über Literatur und Geschichten als imaginäre Ressource für Theorie im Allgemeinen.
20. April 2016
Stacy Alaimo, „Trans-Corporeal Feminisms and the Ethical Space of Nature“ (in: Stacy Alaimo & Susan Hekman: Material Feminisms. Bloomington/Indianapolis: Indiana University Press, 2008, 237-264)
Stacy Alaimo schlägt vor, den menschlichen Körper zu erweitern und als “trans-corporeality” zu verstehen, ein Begriff, der Körper und Umwelt zu einer untrennbaren Einheit verschmilzt. Anhand des Beispiels von vergifteten Körpern zeigt sie, dass diese nur als Zusammenspiel von Umweltschutz, menschlicher Gesundheit, sozialer Gerechtigkeit und vieler weiterer Faktoren zu begreifen sind. Trans-corporeality als theoretische Verortung sei eine produktive Vermischung von Theoretisierungen des Körpers und der Umwelt. Einhergehend damit reflektiert sie, wie die Aktivität nichtmenschlicher Entitäten gedacht werden kann.
9. März 2016
Eva Hayward, „Spider City Sex“ (Women & Performance: a journal of feminist theory, Vol. 20, No. 3, November 2010, 225–251)
Im Rahmen der Beschäftigung mit Materie und Materialität lasen wir den Text von Eva Hayward, der das Verhältnis von Körper und Umwelt anhand Ihrer Erfahrungen der Transition in San Francisco untersucht. Um das Zusammenspiel von Empfindung und Raum zu erkunden, bedarf es Ihres Erachtens der Aufmerksamkeit nicht nur für gebaute Umwelt, sondern auch für andere nicht-menschliche Akteuri*nnen: “Guided by figural and literal spiders and the effects of hormone replacement therapy in the form of horse urine (Premarin), this essay proffers that transsexuality is relational in terms of social, economic, and political milieus as well as spatial, affective, and speciated registers.”
17. Februar 2016
Nikki Sullivan, „The somatechnics of perception and the matter of the non/human: A critical response to the new materialism“ (European Journal of Women’s Studies, 19 (3) 2012, 299–313)
Wir diskutierten einen Text von Nikki Sullivan, der der Kritik nachgeht, feministische sozialkonstruktivistische bzw. poststrukturalistische Ansätze ließen die Materialität körperlicher Existenz außer Acht. Damit einher gehe oft der Vorwurf, dass diese Ansätze nichtmenschliches tierisches Leben ignorierten. Diese Kritik liest Sullivan (gemeinsam mit Sara Ahmed) als Gründungsgestus des New Materialism. In Auseinandersetzung mit Positionen des New Materialism , vor allem mit einem Artikel von Myra Hird: “Animal Trans” (2008), skizziert Sullivan diesen Gründungsgestus und argumentiert, “that matter is inextricable from the I/eye that perceives it: perception makes ‘matter’ matter, it makes’ some-thing’ (that is no-thing) (un)become as such, it makes ‘it’ intelligible.
2. Dezember 2015
Lauren Berlant und Michael Warner, „Sex in Public“ (in: Critical Inquiry 24 (2) 1998, 547–566) (dt. Fassung von Birgit Kaiser und Kathrin Thiele: “Sex in der Öffentlichkeit”. In: Haase, Matthias; Siegel, Marc; Wünsch, Michaela (Hg.*innen): Outside. Die Politik queerer Räume. Berlin: b_books 2003, 77-103)
Ein Text, der einen Punkt berührt, der für feministisches Denken seit jeher von Bedeutung ist: Die Frage nach der Trennung von Öffentlichem und Privatem. Dabei spürt der Text die Privilegierung und Hegemonie von Heterosexualität auf und legt so Grundlagen für das Verständnis von Heteronormativität, während er gleichzeitig die Bildung queerer Kultur propagiert: “Dies umfasst nicht nur einen sicheren Bereich für queeren Sex, sondern auch veränderte Möglichkeiten für Identität, Verständlichkeit, Öffentlichkeiten, Kultur und Sex, die sich eröffnen, wenn das heterosexuelle Paar nicht mehr der alleinige Bezugspunkt oder das privilegierte Beispiel sexueller Kultur ist.”
30. September 2015
Rosi Braidotti, The Posthuman (Cambridge: Polity Press; 2013) (dt. Fassung von Thomas Laugstien: Posthumanismus. Leben jenseits des Menschen. Frankfurt/New York: Campus 2014) [2. Kapitel: 61-108]
Diskutiert wurde das zweite Kapitel aus Rosi Braidottis The Posthuman: “Post- Anthropocentrism: Leben jenseits der Art”. Die posthumane Situation kennzeichnet Braidotti als “vitale, selbstorganisierende, aber nicht-naturalistische Struktur des Lebendigen selbst”. Es geht ihr um ein Natur-Kultur- Kontinuum (in Donna Haraways Worten: um Naturkulturen), um die Aufhebung des Dualismus Natur/Kultur und die Betonung der “selbstorganisierenden Kraft lebendiger Materie”. Im ersten und einführenden Kapitel (siehe Theoriekränzchen am 8. Juli 2015) ging es um die Frage, was das Posthumane ist bzw. um die Klärung der theoretischen und historischen Zugänge zum Posthumanen. Nach Diskussion dieses Kapitels war die Frage, wie Braidotti nun tatsächlich Naturkultur, also die Auflösung des Dualismus denkt, noch nicht hinlänglich geklärt, deshalb widmeten wir uns noch dem 2. Kapitel, in dem es um die Verabschiedung nicht nur des Humanismus, sondern auch des Anthropozentrsimus geht und Braidotti die Frage verfolgt, welche neuen Formen von Subjektivität durch das Posthumane gefördert werden.
8. Juli 2015
Rosi Braidotti, The Posthuman (Cambridge: Polity Press; 2013) (dt. Fassung von Thomas Laugstien: Posthumanismus. Leben jenseits des Menschen. Frankfurt/New York: Campus 2014) [1. Kapitel, 19-60]
Diskutiert wurde das erste Kapitel „Posthumanismus jenseits des Selbst“ aus Rosi Braidottis derzeit – auch im Kontext des sogenannten New Materialism – viel diskutiertem Buch The Posthuman (2013). Die posthumane Situation kennzeichnet Braidotti als “vitale, selbstorganisierende, aber nicht-naturalistische Struktur des Lebendigen selbst”. Es geht ihr um ein Natur-Kultur- Kontinuum (in Donna Haraways Worten: um Naturkulturen), um die Aufhebung des Dualismus Natur/Kultur und die Betonung der “selbstorganisierenden Kraft lebendiger Materie”. Im ersten und einführenden Kapitel geht es um die Frage, was das Posthumane ist bzw. um die Klärung der theoretischen und historischen Zugänge zum Posthumanen.
20. Mai 2015
Rita Felski, „Fin de siècle, Fin du sexe. Transsexuality, Postmodernism, and the Death of History“ (in: Susan Stryker & Stephen Whittle (ed.s): The Transgender Studies Reader. New York/London: Routledge 2006, 565-573) [Orig. in: Robert Newman (ed.): Centuries‘ Ends. Narrative Means. Stanford University Press 1996]
Diskutiert wurde mit Rita Felskis “Fin de siècle, Fin du sexe. Transsexuality, Postmodernism, and the Death of History” kein brandaktueller Text, uns hat er interessiert, weil er der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Diskursen über das Ende der Geschichte und über das Ende des Geschlechts nachgeht. Felski widmet sich dabei vor allem Baudrillard und Haraway, darüber hinaus untersucht sie, in welcher Weise transgender in feministischer Theoriebildung aufgegriffen wird bzw. wurde – eine Frage, die sicher nach wie vor wert ist, diskutiert zu werden.