Forschungsprojekt
des
„Verbands feministischer Wissenschafterinnen. Verein zur Förderung
freier feministischer Wissenschafterinnen und feministischer
Wissenschaften
in Österreich“ im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Perspektiven
transdisziplinärer Geschlechterforschung“ des bm.bwk, Abt.
Gesellschaftswissenschaften
VIII/A/3 (Laufzeit Oktober 2002 bis Oktober 2003).
Ein
Team
von 23 feministischen Forscherinnen, Projektbegleiterinnen und
Koordinatorinnen
wird in Österreich Organisationsstrukturen inter- und
transdisziplinärer
feministischer Wissenschaften aufspüren und dokumentieren. In
einer
detaillierten Prozessanalyse werden die gefundenen Formen und
Verortungen
eingehend untersucht.
Ziele
des Projekts sind
- die
in
den unterschiedlichen Organisationsstrukturen feministischer
Wissenschaften
liegenden Potenziale zu erschliessen und damit auch den
Transfer
zwischen feministischen Wissensproduktionen zu verbessern/erleichtern;
- die
Effizienz
der Verbindung feministischer Wissenschaften in inner- und
außeruniversitären
Bereichen zu reflektieren, was uns umso wichtiger erscheint, als sowohl
feministische Wissenschaften als auch deren "Orte" dringend zu
sichern
und auszubauen sind;
- Strategien
zu entwickeln, wie die analysierten Hemmnisse (beispielsweise
Kommunikationsbarrieren,
unterschiedliche Zielsetzungen, Konkurrenz, etc.) im Austausch
überwunden
oder zumindest verringert werden können, um darüber hinaus
Möglichkeiten
für ein produktives Networking zu entwerfen.
Es
sind
gerade die feministischen Wissenschaften, die durch ihre Nähe zu gesellschaftspolitischen,
emanzipatorischen Bewegungen in besonderem Maße sowohl
universitätsintern
als auch in der nicht-institutionalisierten Wissenschaftslandschaft
Innovationen
generieren. Feministische Wissenschafterinnen verorten sich also
einerseits
in akademischen Zusammenhängen, andererseits in anderen
wirtschaftlichen
Umgebungen und gesellschaftlichen Bereichen. Durch diese heterogenen
Verortungen ergibt sich eine Situation, die es nötig macht,
die
Strukturen und die Organisationsprozesse von feministischer
Wissensproduktion
in einem kollektiven Sinn zu erforschen.
Diese
Situation ist in Österreich in erster Linie von Diskontinuität
sowohl in den akademischen Biographien als auch der Lebensplanung
einzelner
feministischer Wissenschafterinnen geprägt. Diese
Diskontinuitäten
schaffen nicht zuletzt prekäre wirtschaftliche Verhältnisse,
die in erster Linie freie feministische Wissenschafterinnen betreffen.
Zentrale Forschungsfrage der durchzuführenden Studie wird es daher
sein, jene Prozesse zu ergründen und zu analysieren, welche die
Wissensproduktion
im feministischen Wissenschaftsbereich organisieren.
Abgesehen
von monatlichen Plenartreffen des Projektteams wurden im Rahmen
des Forschungsprojekts Workshops veranstaltet, zu denen auch
die
interessierte Öffentlichkeit eingeladen wurde.
Der
erste ganztägige Workshop mit 27 Teilnehmerinnen fand am
12.
Oktober 2002 im depot in Wien (1070, Breitegasse 3) statt und
diente
vor allem dazu, das Projektteam, für das damals noch einige
Mitarbeiterinnen
für bestimmte Teilbereiche gesucht wurden, zusammenzustellen.
Insbesondere
wollten wir auch Wissenschafterinnen aus den Bundesländern mit
einbeziehen.
Aus Vorarlberg konnte Renate Fleisch, aus Kärnten Kirstin
Mertlitsch
und aus Niederösterreich Gertrude Eigelsreiter-Jashari zur
Mitarbeit
gewonnen werden. Zusätzlich bildete sich eine sogenannte
Referenzgruppe,
die das Forschungsprojekt mit Interesse begleiten und in den
Informationsfluss
miteinbezogen werden.
Der
zweite Workshop mit 18 Teilnehmerinnen fand am 15. Februar 2003
im Checkpoint (1150, Goldschlaggasse 19) statt. Ziel dieses
Workshops
war es, aus den in der Vorerhebung gesammelten unterschiedlichsten
Organisationsformen
feministischer Wissenschaften, sechs Fallbeispiele für eine
detaillierte
Analyse auszuwählen.
Der
dritte und letzte Workshop am 14. Juni 2003 (in den
Räumlichkeiten
der beraterInnengruppe naschmarkt, 1030, Baumannstr. 7/9) hat
die
Diskussion der Kategorien und Aspekte für die komparative
Auswertung
der bereits analysierten Fallbeispiele zum Inhalt. Im Plenum, zu dem
alle
interessierten feministischen Wissenschafterinnen eingeladen worden
sind,
muss überlegt werden, welche der erhobenen Kategorien in der
Endauswertung
relevant gesetzt werden und welcher sozial-politische Aspekt die
Interpretation
der Daten leiten könnte. Der Endbericht soll im Oktober 2003
fertiggestellt
sein.
Eingebettet
in dieses VfW-Forschungsprojekt fand am 29. November 2002 ein Symposium
in Wien statt. In Anlehnung an die Idee des platonischen Gastmahls bot
es einen ansprechenden Rahmen für kollektives Nachdenken „Über
die Vielfalt feministisch-wissenschaftlichen Arbeitens“.
Kurzreferate
formulieren erste Anregungen zur Diskussion über
- Anerkennungsverhältnisse,
- spezifische
Kompetenzen und
- Arbeitsverhältnisse
(freier) feministischer Wissenschafterinnen
- Institutionalisierung
feministischer Wissenschaften bzw. Gender Studies
Neben
den moderierten Diskussionen im Plenum war den Veranstalterinnen der
informelle
Austausch der 53 Teilnehmerinnen ein zentrales Anliegen. Um den Genuss
an diesem Gedankenaustausch zu unterfüttern, wurden die
Diskussionen
von einer anregenden Speisenfolge begleitet.
Am
27. Mai 2003 veranstaltete die VfW-NÖ-Gruppe
in der St. Pöltener Landesbibliothek das Symposium "vom frauen
forschen in niederösterreich", das ebenfalls in das
Forschungsprojekt
eingebettet war. Dabei konnten mehr als 30 Teilnehmerinnen
begrüßt
werden, die folgende Themen diskutierten:
- Forschen
und Leben am Land (Strukturen und Potenziale)
- Feministisches
Leben und Forschen
- Vermittlungsarbeit/Kooperationen
- Nutzbarmachung
von Wissenschaft für unterschiedliche Arbeitszusammenhänge
von
Frauen
Für
den Herbst 2003 sind in Vorarlberg sowie Salzburg
im
Anschluss an das Forschungsprojekt weitere VfW-Symposien geplant.
Die Mitarbeiterinnen
des
Forschungsprojekts
Forscherinnen:
Anna Babka, Helga Eberherr, Gertrude Eigelsreiter-Jashari, Renate
Fleisch,
Sonja Hnilica, Roswitha Hofmann, Eva Krivanec, Maria Maiss, Kirstin
Mertlitsch,
Karoline Rumpfhuber, Hilde Schäffler, Yo Taubert, Ursula Wagner
Begleiterinnen:
Andrea Braidt, Waltraud Ernst, Natascha Gruber, Eva Kalny, Elisabeth
Mayerhofer,
Katharina Prinzenstein, Regina Trotz, Karin Wetschanow
Koordinatorinnen:
Nora Hangel, Sabine Prokop
Symposiumsteam
Wien: Michi Ebner, Dagmar Fink, Lucy Georgieva, Katja
Wiederspahn
Symposiumsteam
NÖ: Gertrude Eigelsreiter-Jashari, Angelika Hofmann, Heide
Studer,
Katharina Prinzenstein, Sabine Prokop, Melanie Zeller
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Volltext
des Antrags projektantrag_VfW.rtf